Technologie & Politik in Star Wars

Artikel | 04.05.2022

Hauptautor: Henning Sylla

„May the force be with you!“ oder „Möge die Macht mit dir sein!“ ist eines der bekanntesten Zitate der modernen Popkultur. Die Macht, im Science-Fiction-Franchise Star Wars, ist ein allgegenwärtiges Energiefeld, welches in allen Lebewesen existiert, die Galaxie zusammenhält und seinen Nutzern besondere Fähigkeiten verleihen kann. Die Jedi, die Nutzer dieser Macht, nutzten diesen Spruch vor einer langen Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis, um sich zu verabschieden oder sich Glück zu wünschen. Mit dem witzigen Wortspiel des Datums des vierten Maies, also auf Englisch „May the fourth (be with you)“ spielt die Fangemeinde auf den kultigen Spruch des Star-Wars-Universums an und feiert am 4. Mai den „Star Wars Day“.

Es gibt viele Gründe, warum Star Wars generationsübergreifend so beliebt ist. Für jede Art von Zuschauer hält das grandiose Worldbuilding von George Lucas etwas bereit. Als Podcast, welcher sich stark mit der Wissenschaft identifiziert, interessiert uns natürlich vor allem auch die Wissenschaft hinter den Technologien der Sci-Fi-Filme. Das Star-Wars-Universum ist durch viele Kerntechnologien, welche man immer wieder zu Gesicht bekommt, gekennzeichnet.

Allen voran das Reisen im Hyperraum. In Star Wars können sich Schiffe mittels eines eingebauten „Hyperraumantriebs“ in eine alternative Dimension, den Hyperraum, begeben und so in Überlichtgeschwindigkeit fliegen. Diese Technologie ermöglichte eine galaktische Expansion der ersten Republik, den Aufbau eines intergalaktischen Handels und einer intergalaktischen Politik. Um das Schiff in seiner ursprünglichen Form zu halten, brauchte es einen Hyperantriebsmotivator. Um nicht mit Sternen, Planeten oder anderen Schiffen zu kollidieren, musste die Route vorher kalkuliert werden. Eine Technologie, welche derart schnelle Fortbewegung im All ermöglicht, würde die reale Menschheit sowohl in der Erforschung und Entdeckung des Universums, als auch in der interplanetaren und intergalaktischen Expansion helfen und möglicherweise dazu beitragen, alternative Lebensräume zu dem Planeten Erde zu finden.
Obwohl die technologischen Voraussetzungen für interstellare Reisen immer besser werden, ist es uns Menschen noch lange nicht gelungen Geschwindigkeiten, auch nur ansatzweise nahe der Lichtgeschwindigkeit zu erreichen. Nach Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie wird ein Überschreiten dieser wohl voraussichtlich auch nicht möglich sein. Um das Universum nicht nur mittels Teleskopen, sondern auch bemannt zu erforschen, sind wir nach aktuellem Stand auf das Konzept der Generationenschiffe angewiesen, welche auch heute nur theoretisch existieren. Und auch diese haben viele Probleme die es noch zu überwinden gilt. Die realistischste Art, wie die Menschheit zur interplanetaren Spezies werden kann, ist durch die Kolonialisierung unseres Sonnensystems. Dies zu schaffen, wird die Zusammenarbeit der gesamten Menschheit fordern und eine Mammutaufgabe vieler Jahrzehnte, bis Jahrhunderte werden. Es gibt schon heute Anstrengungen den Mars zu besiedeln und auch die, für dieses Jahrzehnt geplante, Artemis Mission der NASA wird uns ein erhebliches Stück näher an die Expansion ins All bringen.

Eine weitere ikonische Technologie im Star-Wars-Universum ist das Lichtschwert. „Die Waffe eines Jedi-Ritters, nicht so plump und ungenau wie Feuerwaffen. Eine elegante Waffe, aus zivilisierteren Tagen.“ So wurde uns das Lichtschwert im ersten veröffentlichten Star-Wars-Film „Eine neue Hoffnung“ vom beliebten Charakter Obi-Wan Kenobi beschrieben. Konträr zur Namensgebung bestehen diese Schwerter aber aus einem Plasma, welches mithilfe eines Begrenzungsfeldes in der gewünschten Form gehalten wird. Das Herzstück des Lichtschwerts ist der Kyberkristall, welcher neben der Farbgebung, zur Fokussierung der Energie und Stabilisierung der Klinge dient. In Star Wars gibt es fast kein Material, welches nicht von Lichtschwertern durchtrennt werden kann. Sogar Schüsse aus Blaster-Waffen können reflektiert werden.
Zwar unterscheidet sich reelle Lasertechnologie in Funktionsweise und Anwendung von der in Star Wars, da sie komplett fiktional und nicht auf der Physik der echten Welt basiert, aber sie birgt vor allem in der Medizin und der Industrie erhebliches Potenzial und ist fester Bestandteil eines Großteils der Produkte, welche wir im alltäglichen Leben verwenden. Zum Ablesen von Daten auf Blu-Ray Discs oder DVDs, in chirurgischen Eingriffen wie beim Augenlasern oder in der Industrie zum Schneiden, Bohren oder Gravieren, ist die Lasertechnologie essentiell.

Auch die in Star Wars übliche Kommunikation durch Hologramme begeistert Fans. Als eine der wichtigsten Kommunikationstechnologien werden die Hologramme, also dreidimensionale, in den Raum projizierte Bilder und Videos, genutzt. Man kann sowohl aktive Telefonate führen als auch Videobotschaften aufnehmen. Auch der Ton und die Position des Objektes, bzw. der Person, kann durch Hologramme wiedergegeben werden. Schon seit einiger Zeit wird auch in der realen Welt Forschung auf dem Gebiet der Holografie betrieben. Zwar ist man noch nicht auf einem Qualitätslevel angelangt, wie man es in Star Wars beobachten kann, aber es gibt dennoch sehr interessante und vielversprechende Ansätze. Als Kommunikationstechnologie, wie sie in Star Wars genutzt wird, wären Hologramme aufgrund ihrer limitierten Inhaltskapazität wahrscheinlich eher ein cooles Gimmick, als eine Konkurrenz für Videotelefonate. Würde man diese Technologie jedoch weiter entwickeln, so bietet sie vielerlei Möglichkeiten aktuelle Kommunikationstechnologie zu erweitern und zu ersetzen. Besonders würden sie sich in Forschung und Entwicklung als überaus nützlich erweisen, indem man Forschungsobjekte und Bauteile visuell abbilden und von allen Seiten detailliert betrachten könnte. Die dreidimensionale Visualisierung von Datensätzen ist hierbei auch ein Feld, welches großes Potential bietet.

Eine wissenschaftliche Errungenschaft der Star-Wars-Saga, an welcher ebenfalls heute schon akribisch geforscht wird, die aber auch mit äußerst kritischen Diskussionen einhergeht, ist das Klonen. Spezifischer das Klonen von Menschen, welches einen großen Teil der Geschehnisse in Episode 1–3, sowie der Serie „Star Wars: The Clone Wars“ ausmacht. In Episode zwei, welche passenderweise „Angriff der Klonkrieger“ heißt, findet Obi-Wan Kenobi die Klonfabrik auf dem Wasserplaneten Kamino, welche seit Jahrzehnten im Geheimen eine Armee aus Klonen für die galaktische Republik fertigt. Insgesamt wurden in den Klonkriegen 3.200.000 Klone geschaffen. Die Klonkrieger, welche einzig und allein als Soldaten dienen, sollen kreativ denken können, altern doppelt so schnell bis zum Erwachsenenalter, wie normale Menschen und wurden genetisch zu absolutem Gehorsam modifiziert. Auch wir, von The White Tesseract, betrachten die Gentechnik als einen essentiellen Teil des Fortschritts der Menschheit. Aus unserer Perspektive nur eben nicht als Kriegsinstrument, sondern im Sinne der Wissenschaft und Medizin. Durch Gentechnik können Leben gerettet und verlängert werden. Und das passiert schon heute. In unseren Augen stellt die Gentechnik keine Gefahr dar, sondern eine Möglichkeit, die Menschheit voranzubringen und weiterzuentwickeln.

Den Klonen als Hauptstreitkräfte der Republik steht die Droidenarmee der Separatisten gegenüber. Mit weitestgehend eigenständig denkenden Droiden, die je nach Ausführung über erhebliche motorische Fähigkeiten verfügen, stützt sich die Separatistenarmee in Star Wars auf Fortschritt und Innovation im Bereich der Robotik – eine weitere wichtige Komponente für den Fortschritt der Menschheit, in der realen Welt. Auch in den Disziplinen Robotik und Künstliche Intelligenz werden sehr große Fortschritte gemacht, welche unsere Spezies durch Automation, höhere Intelligenz und medizinischen Fortschritt einer besseren Zukunft näherbringen. Wie bei der Gentechnik sehen wir in der Robotik und KI-Forschung keine existenzielle Gefahr für die Menschheit, sondern eine essentielle Entwicklung um moderne Probleme besser  bewältigen zu können.

Im Star Wars Universum, kommt man mit unzählig vielen Science-Fiction-Technologien in Kontakt. Alle aufzuzählen, ist fast nicht möglich. Hier sind aber einige, welche wir weiterhin interessant fanden: die Schwebe-Technologie, die medizinische Versorgung durch Baktatanks, die Energieversorgung und viele mehr. Natürlich folgen die Innovationen in Star Wars nicht der physikalischen Grundsätze unserer Welt, sie können uns aber trotzdem innovative und interessante Visionen für unsere Zukunft geben und sind unglaublich unterhaltsam.


So geht die Freiheit zugrunde, mit donnerndem Applaus.
Neben futuristischen Technologien und Science-Fiction-Elementen ist Star Wars allem voran eine politische Geschichte. Eine Geschichte über eine intergalaktische Demokratie, welche durch Manipulation und Korruption zu einem diktatorischen, militanten Imperium umgeformt wird, welches dann durch eine Rebellion wieder gestürzt wird. George Lucas zeichnet in seinem Werk ein dystopisches Bild, das auf die Schwächen der Demokratie und die politischen Auswirkungen von Krieg aufmerksam machen will.

Das politische System, mit dem wir als Zuschauer in den ersten drei Episoden konfrontiert werden, ist die galaktische Republik. Eine interplanetare senatorielle Demokratie, welcher fast alle Planeten der Galaxis angehörten. Durch den Krieg gegen die Separatisten und eine inkonsequente Politik gegenüber korrupten Abgeordneten wurde der galaktische Senat immer weiter geschwächt, bis es schließlich kaum mehr möglich war, Einigungen zu treffen. Durch die Uneinigkeit im Senat wurde es Kanzler Palpatine, dem Regierungschef, ermöglicht, Sondervollmachten zu erlangen, um das politische Geschehen weitestgehend zentral und ohne demokratischen Prozess zu steuern.

„Die Vollmachten, die Ihr mir erteilt, werde ich ablegen, sobald diese Krise vorbei ist.“

Dies waren die Worte von Palpatine, welche das Schicksal der Republik besiegelten. Auch wenn die Gründe für das Versagen der Republik offen liegen, gibt es einige Lehren für unsere Demokratie daraus zu ziehen.

Ein starkes Problem für die Republik war die Ineffizienz des Senats und der demokratischen Prozesse. Lucas wirft in seiner Geschichte oft die Frage des Vergleiches von Demokratie gegen Autokratie auf (welcher wir uns nebenbei in unserer ersten Episode zur chinesischen Großmacht ebenfalls widmen). Indem die Republik mit humanitären oder militärischen Notlagen konfrontiert wird und oft nicht schnell genug handeln kann, um Mitgliedswelten zu unterstützen, stellt er die Effizienz und Überlegenheit der Demokratie in Frage. Star Wars zieht hier auch eine starke Parallele zu internationalen Institutionen wie der UN, welche Friedensmissionen und humanitäre Einsätze oft viel zu spät ermöglicht, da der demokratische Prozess zu langwierig ist.

Auch die Integrität der Legislative ist ein Problem der galaktischen Republik. Sowohl die Wirtschaft als auch die Religion haben direkte politische Repräsentation. Die Handelsföderation – ein großer wirtschaftlicher Aktuer im Star Wars Universum – unterhält eigene Abgeordnete im Senat und besitzt eigene Streitkräfte. Durch politischen Druck und militärische Mittel beeinflusst sie die politischen Handlungen der galaktischen Republik im Sinne eigener Wirtschaftsinteressen.
Auch die Religion hat direkten Einfluss auf die Politik. Der Jedi-Orden ist eine religiöse Vereinigung, welche sich auf die Macht als ihr Glaubensobjekt beruft. Sie arbeiteten eng mit dem galaktischen Justizministerium zusammen, nahmen direkten Einfluss auf die Entscheidungen des Kanzlers und wurden in der republikanischen Armee als Generäle eingesetzt. (Es sei an dieser Stelle jedoch einzuwerfen, dass die Macht in Star Wars, im Gegensatz zu Glaubensobjekten realer Religionen, nachweislich Existent ist. Die Problematik des Ordens resultiert hierbei eher aus den Kult-artigen Strukturen.)

Wir lieben die Republik, die Demokratie.
Obwohl wir als Podcast nicht mit allen konstitutionellen Aspekten der Republik übereinstimmen, so sehen wir ein weitreichendes, sich auf fast alle intelligenten Lebensformen auswirkendes demokratisches System als erstrebenswert an, um den Frieden zu sichern. Trotz aller Problematiken und strukturellen Mängel stellt die galaktische Republik stellt ein interessantes Modell dar, welches hypothetisch auch in der echten Welt auf die Nationen der Erden angewendet werden kann, stark zum Denken anregt und als beispielhafte Umsetzung fungieren kann. Aktuell wäre eine solche globale Republik aufgrund von kulturellen Differenzen und dem internationalen Systemwettbewerb nicht umsetzbar. Trotz dessen sind Konzepte wie eine Bundesrepublik Europa äußerst interessant und durchaus erstrebenswert. Auch wir stehen hinter einer solchen Idee. Um die Menschheit in die Zukunft zu führen braucht es eine geeinte Welt, losgelöst vom Nationalstaat und unter Zelebrierung interkultureller Differenzen. Die Demokratie muss eine zentrale und führende Rolle in der Politik der zukünftigen Welt spielen. Sie ist von den politischen Systemen die wir zur Verfügung haben, die beste, um Freiheit und Fortschrittlichkeit zu sichern.

Ganz wie Obi-Wans gilt auch unsere Loyalität der Republik, der Demokratie.

Wie man auch immer die Star-Wars-Filme und -Serien genießt, ob man den technologischen Aspekt ansprechend, die Politik spannend oder den Gedanken der Hoffnung inspirierend findet – in Star Wars ist für jeden etwas dabei und wenn man darauf achtet, lässt sich die ein oder andere Lehre aus dem Weltraumabenteuer ziehen.
The White Tesseract, euer Lieblingspodcast liebt die Zukunft, Innovation, Demokratie und Star Wars.